Liebesgedicht
I
Für dich, die du
wie Mittagsbrise bist
Gitarrenbeisammensein
Abendstille
wie eines heiligen Ritus Erfüllung
das Weltall umfassendes Sternbild
Wasser und Schatten für den Wüstenwanderer
Vestalin in den Höllenfluren
Engel durch des Himmels Wolken
die du wie ein kleiner Fluß bist
strudellos, untief
flüchtig in der Haut Gegenwart
immerwährend in jedem Gedächtnis
selbst in dem meines Todes
und Einweihungsweg meiner Hoffnung,
II
Für dich mit letztes Adieu hinhauchenden Seufzern
Vogelleichte und Fußspitzenschritt
mit Einfühlungsblick mit dem Blick einer Katze,
auf ihre Beute lauernd
mit Vogel- und Landschaftsträumen
empfindlicher Flimmerhaut Beben
mit weltumfassendem Raum im Herzen
und liebkosendem Aufwachen für jeden
mit dem Körper einer Luftnymphe
und dem Blick ewiger Morgendämmerung
Klaviermusik im Barocksaal
und Tanzfiguren wie Degas´
mit Wind- mit Zärtlichkeits- mit Zufluchtshänden
Wasserschicksal
in den hohlen Händen des Dürstenden,
III
mit den Augen einer Oasentäuschung
in der Hoffnungslosigkeit der Jahre
Augen gieriger Flammen
wenn du die Stube Beleuchtest
und gen meine Erwatung dich vergießt
wenn du mit deren Glanz mich anziehst
und mich in deinen Namen einsperrst
Augen wie Labyrinthe, in die ich mich hineinbegebe,
ganz davon bewußt, daß keine Ariadne
mit der Rückkehr Fadenknäuel blieb
weil sich in dir verirren
sich selbst finden ist,
in jener obersten Instanz,
die uns irgendeinmal im Leben
die Liebe dargeboten,
IV
Mit Lust- mit Foltersex
Dämmerungs- und Höllensex,
wo meiner Tage namenloser Wanderer
sich veirren mag
Sex unbekannter Weltfahrt,
wo ich auf pulsendem Schiff
zum erneuten Argonauten werden mag
denkwürdigem Sex
im Kerker der Vergessenheit
Elegiensex nachdem ich verschlungen worden
mit Blüten- und Wahnsinnssex
mit Sex vollkommener Schmiede
um einen neuen
angstlosen Menschen zu zeugen,
V
mit in der Luft Schichten
erklingender Stimme
einwiegender Stimme aus Stille
Brisenstimme
durchs Laubwerk
Flüsterstimme
in der Erwartung Leere
Gebet- und Beichtstimme
Wasserstimme
am Felsenufer
mit nach Freiheit rufender Stimme
im Wortexil
und mit Schweigen
an den dich liebenden gefesselter
Geliebten,
VI
Mit Möwenleib
im Winde ausgebreitet
Venusleib
wie Segelwerk geschwellt
Gischtleib
über den Sand leicht hingeglitten
Leib mit Nagelspuren
und Verzweinflung
mit Zeichen der Hände,
die sich an deiner Gestalt Wirklichkeit anklammern
mit dem Leib von verborgenen Geheimnissen
und vom Eckstein des Lebens
mit Frucht- und Geburtsleib
mit dem Leib ewiger Wut
in den Händen meiner ersten Umnachtung
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